Mit High-Tech und Handwerk in den FrankenRömerWald
von admin

Wie entstehen neue Modelle von Auto, Smartphone oder Fahrrad? Welche Rolle spielt dabei das Handwerk und wie lange dauert es, die eigenen Ideen zu Papier oder in den Computer zu bringen?
Viele Fragen.
Und noch mehr Antworten, so scheint es, hat das P- Seminar Informatik in den vergangenen zwei Jahren gefunden. Ein Auto war denn doch ein wenig zu komplex, Smartphones gibt es eh laufend neue Modelle und an einem Fahrrad ist zunächst einmal wenig neues zu entwickeln. Also musste eine andere Idee her, etwas Neues, altes – einfach und umweltfreundlich, halbwegs sinnvoll, aber auch spannend.
Wenn man das hört, liegt es auf der Hand – der Bau von Fahrzeugen, autonom oder traditionell liegt dem Frankenwäldler ja seit Generationen im Blut – dem haben sich auch die Schülerinnen und Schüler des Seminars verschrieben und planten einen typisch fränkischen Streitwagen – der Gemütlichkeit wegen ohne Kriegsabsicht und auch für ein kleines Modell von Pferd.
Wie aber baut man einen Streitwagen? Und wie funktioniert ein solcher überhaupt?
Bauplänen sucht man vergebens, also war die erste Aufgabe eine Recherche: Form, Größe, Masse, Schwerpunkt, einfach ein Brett auf Rollen funktioniert nicht. Nach langen und durchaus nervenaufreibenden Stunden und Diskussionen, Bildstudien und Videoanalysen keimten die Ideen und die Schülerinnen und Schüler fertigten Skizzen und Berechnungen an, debattierten über Radabstände, Aufhängungen und Versteifungen des Bodens. Christoph Marx arbeitete sich eigens in ein CAD- Programm ein und gemeinsam mit seinen Teammitgliedern wurden die Zeichnungen in echte Konstruktionspläne programmiert. Das Designteam lieferte Vorlagen und Ausstattungsmerkmale und ein weiteres Team kümmerte sich um die Beschaffung von Rädern und Material zum Ausbau des Grundgerüsts. Madeline Heinritz begab sich direkt ans Tier um die nötigen Maße zu bestimmen und den grundsätzlichen Aufbau für die Zugvorrichtung zu bestimmen. Brustblatt oder Kummet – Begriffe, die heutige Abiturienten eher selten nutzen. Und während noch heftig diskutiert wurde, ob eine Bremse an einen Streitwagen gehört, wurden gleichzeitig Sponsoren geworben. Auch das will gelernt sein, aber wo ein Wille ist (und eine coole Skizze), da ist immer auch ein hilfsbereiter Kronacher im Handwerk. Die Firma SHFL- Hümmer GmbH aus Kronach erklärte sich sofort bereit, das Projekt tatkräftig zu unterstützen. Mit viel Liebe zum Detail und zu ihrem Handwerk nahmen sich Geschäftsführer Wolfgang Hümmer und seine Mitarbeiter Herr Fischer und Herr Scherbel den Jugendlichen an und luden zum gemeinsamen Handwerken ein. Nach Sicherheitseinweisung und kurzer Materialkunde ging es an die Verwirklichung der Pläne. Die Seminarteilnehmer bewiesen dabei, dass sie nicht nur Köpfchen, sondern auch Muskeln und handwerkliches Geschick besitzen. Einen Hammer hatten viele schon einmal in Gebrauch, bei einem Trennschleifer sieht das schon anders aus – ein Schweißgerät ist da nochmal eine ganz andere Liga. Die meisten Schülerinnen und Schüler waren angemessen beeindruckt von der Metallbearbeitung – manche auch ein bisschen verschreckt – laut, sehr hell und mit viel Kraftaufwand verbunden – aber probiert werden musste es trotzdem! Die Schweißnähte wurden anschließend liebevoll von den Profis nachgebessert, aber es zeigten sich bei den Jugendlichen auch manch versteckte Talente! „Nebenbei“ berichteten die Metallprofis dann auch noch über ihren Beruf, die Anforderungen und Chancen im Handwerk und auch einiges an praktischem Hintergrundwissen zum Werkstoff Metall. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Firma Hümmer und natürlich auch die anderen Sponsoren, die unter anderem Holz für die Verkleidung des Streitwagens zur Verfügung stellten.
Denn nach dem Grundgerüst ging es zurück in die Schule und an einem gut durchlüfteten Ort wurde dann an etlichen Nachmittagen gewerkelt und so manch einer fragte sich was die Chemiker wohl wieder zusammenbrauten dass immer mal wieder Schwaden von Lackgeruch durchs Treppenhaus waberten.
Die abschließende Probefahrt und die erhoffte Ehrenrunde des Schulleiters im FWG- Streitwagen (der originalgetreue Römerhelm liegt bereit) fielen wegen der Corona- Pandemie zwar aus, das schmälert aber in keinster Weise die Leistungen, die eine ambitionierte Gruppe Jugendlicher zu erbringen im Stande ist. Und wenn der Streitwagen wieder in Mode kommen sollte, haben die Seminarteilnehmer schonmal einen gehörigen Technologievorsprung vorzuweisen.